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Griechenland spart – so viel, wie niemand sonst in Europa

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Griechen-Bashing ist gerade mal wieder ziemlich in Mode in Deutschland. Der CSU-Politiker Stefan Müller brachte des Volkes Stimme jüngst auf den Punkt. In Griechenlandsei  kein ausreichender Wille erkennbar, die Auflagen der internationalen Geldgeber zu erfüllen.

Zumindest mit Blick auf die Entwicklung der Staatsfinanzen stimmt das aber schlicht und ergreifend nicht. Ein schöner Beleg dafür ist eine Studie der Irischen Notenbank, über die die Kollegen der FAZ heute in ihrer Printausgabe unter der Überschrift “Niemand saniert so hart wie die Griechen” berichtet. In dem Artikel heißt es:

“… kein Krisenland der Eurozone [unternimmt] so harte Anstrengungen zur Sanierung der Staatsfinanzen wie Griechenland. Das zeigt eine neue Untersuchung der Irischen Zentralbank. Der griechische Staat hat nach Berechnung der Notenbank-Ökonomin Laura Weymes in den vergangenen beiden Jahren Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen im Volumen von 20 Prozent der Wirtschaftsleistung vorgenommen und damit fünfmal so viel wie Portugal und Spanien bislang. Selbst Irland, das für seine entschlossene Sparpolitik als vorbildlich gelobt wird, ging bei der Haushaltssanierung nicht annähernd so hart vor wie Griechenland”

Die Studie mit dem Titel “Fiscal Consolidation – does it deliver” kann man auf der Webseite der Irischen Zentralbank herunterladen. Darin findet man unter anderem folgende Grafik, die die Konsolidierungsanstrengungen der verschiedenen Krisenstaaten vergleicht.

Zu einem ganz ähnlichen Urteil  kam Anfang Juli übrigens auch der Sachverständigenrat in seinem Sondergutachten zur Euro-Krise. Darin heißt es unter anderem:

“Ausweislich der Entwicklung des strukturellen Budgetsaldos, der die um Konjunktureffekte bereinigte Haushaltsentwicklung abbildet, ist unverkennbar, dass sich die Fiskalpolitik in allen Problemländern auf dem richtigen Weg befindet.”

Folgende Grafik illustiert, dass Griechenland bei der Konsolidierung der Staatsfinanzen die tiefsten Einschnitte gemacht hat:

Warum bekommen die Griechen trotzdem ihre Haushaltsprobleme nicht in den Griff? Vermutlich, weil sie kurzfristig betrachtet zu viel sparen, nicht zu wenig und die Konsolidierungsprogramme die Rezession verschlimmern. Darunter leiden dann wieder die Steuereinnahmen.

In dem Arbeitspapier der Irischen Notenbank heißt es dazu:

“…weak growth coupled with high interest rates are compounding Greek debt reduction efforts. In spite of running low primary deficits over 2011-2013 (with the latter projected to turn to surplus by 2014), a punishing ‘snowball effect’ together with various offsetting ‘ other factors’ absorb the benefit of on-going  consolidation measures. These offsetting factors also engulf a sizeable portion of the recently announced debt reduction (private sector involvement PSI) programme.”

Ein bisschen mehr Ehrlichkeit würde der Debatte um die Schuldenkrise gut tun.

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